Zweites antifaschistisches Fußballturnier in Stuttgart-Ost: Gute Stimmung, viele Menschen und ein klares antifaschistisches Zeichen

Zweites antifaschistisches Fußballturnier in Stuttgart-Ost: Gute Stimmung, viele Menschen und ein klares antifaschistisches Zeichen

10. August 2025 Aus Von organisierte autonomie Stuttgart

Schon beim Betreten des Bolzplatzes Raitelsberg am 28. Juni 2025 war die besondere Atmosphäre spürbar: Über 120 Menschen aus Stuttgart und Umgebung kamen zusammen, um nicht nur Fußball zu spielen, sondern gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Auf dem Platz flogen die Bälle, hörbar begleitet von lautstarken Anfeuerungsrufen und dem fröhlichen Lachen von Teilnehmer*innen aller Altersgruppen. Zwischen den Spielen mischten sich politische Parolen und solidarische Gespräche, während bunte Transparente im Wind wehten und die Botschaft klar machten: Hier geht es um mehr als Sport – hier wird antifaschistische Haltung lebendig!

Warum überhaupt ein antifaschistisches Fußballturnier? Antifaschismus als Haltung im Alltag

Wir wollen Antifaschismus im Alltag spür- und erlebbar machen. Es soll nicht außergewöhnlich sein sich antifaschistisch zu bezeichnen, sondern der Normalzustand. Anders formuliert wollen wir entgegen dem aktuellen Trend dazu beitragen, dass eine antifaschistische Haltung wieder hegemonial wird. D.h. sich solidarisch mit Ausgegrenzten zu zeigen, vermeintlich oder tatsächlich schwächeren unter die Arme zu greifen und rassistischen, antisemitischen und antifeministischen Aussagen zu widersprechen – und das überall dort wo man ist, in der Familie, mit Freund*innen, in der U-Bahn oder bei der Arbeit.

Hier spielt dann auch das antifaschistische Fußballturnier eine Rolle: Hier tragen wir eine antifaschistische Haltung in den Alltag und normalisieren diese Haltung – gegen Faschismus, gegen Rassismus, gegen rechte Politik und für eine solidarische, antifaschistische Gesellschaft.

Doch was ist eigentlich Antifaschismus?

Antifaschismus richtet sich gegen rechte Politik jeglicher Art – gegen eine Politik der Ungleichheit, des Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus und sozialen Autoritarismus. Eine Politik, die im Rahmen der tiefgreifenden Krise des kapitalistischen Systems von den Herrschenden in Position gebracht wird, um uns zu spalten, gegeneinander aufzuwiegeln und so die eigentlichen Probleme hinter diesen Scheingefechten zu verbergen. Damit soll der Status Quo weitestgehend beibehalten werden – auch wenn das auf Kosten der Gesundheit von uns und der Natur geht und auch, wenn die Gefahr eines weiteren globalen Krieges dadurch immer größer wird. Dieser Politik müssen wir unsere Solidarität entgegensetzen und uns, im oben gemeinten Sinn, antifaschistisch engagieren.

Das antifaschistische Engagement beschränkt sich dabei nicht auf das Schreiben von Papieren oder das Blockieren von Nazi-Demonstrationen, sondern eben auch Antifaschismus im Alltag zu verankern – unter diesem Aspekt hat eben auch das Fußballturnier stattgefunden.

Das Turnier: Antifaschismus, Solidarität und Spaß

Am 28. Juni 2025 luden wir zum zweiten antifaschistischen Fußballturnier auf den Bolzplatz Raitelsberg ein – und die Resonanz war groß. Aus Stuttgart, dem näheren und weiteren Umland bis hin nach Franken meldeten sich zahlreiche Teams an. Auch Einzelpersonen, die sich im Vorfeld registriert hatten oder spontan vorbeikamen, wurden in Teams aufgenommen, sodass am Ende 19 Teams in vier Gruppen gegeneinander antraten.

Besonders auffällig war die große Bandbreite an fußballerischem Können und das breite Altersspektrum der Teilnehmer*innen. Diese vielfältige Mischung hätte in einem weniger solidarischen Umfeld vermutlich zu mehr Frust und Verletzungen geführt. Doch dank gegenseitigem Respekt, Solidarität und Fairplay blieben diese auf ein Minimum beschränkt.

Letztlich durchsetzen konnten sich die Pädagokicker, die sich im Finale gegen die Bocka Juniors durchsetzen und sich den Turniersieg inkl. Pokal, Medaillen und weiteren Goodies sichern konnten. Auf dem dritten Platz landete die die „Heimmannschaft“ aus Raitelsberg. Wir gratulieren den Gewinner*innen und allen, die mitgemacht haben und danken euch für viele spannende Spiele, viel Solidarität und einen unvergesslichen Tag.

Und natürlich wünschen wir allen noch gute Besserung und Erholung, die das Turnier heute noch spüren.

Politische Botschaften und praktische Solidarität

Eingerahmt war das Turnier ganz wörtlich durch eine Vielzahl an Transparenten mit antifaschistischen Bezügen sowie Fahnen, so dass auch diejenigen, die an dem Tag einfach nur an dem Platz vorbeiliefen, erkennen konnten, dass hier nicht nur Fußball gespielt wurde, sondern dass das ganze eine politische Komponente hatte. Wer sich weiter informieren wollte, konnte das an Stellwänden mit Infos zu Faschismus und Antifaschismus im Fußball sowie Antifaschismus im Allgemeinen tun oder sich am Infotisch mit Flyern, Stickern und Büchern eindecken.

Ebenso war die Bezahlkartenaktion des “Nein zur Bezahlkarten”-Bündnis an diesem Tag vor Ort und hat Geschenkkarten gegen Bargeld angeboten. Damit wird Geflüchteten, die zwischenzeitlich kein Bargeld mehr ausgezahlt bekommen und dadurch in ihrer Freiheit und Würde eingeschränkt werden, genau diese wiedergegeben. Ein sehr gutes und an sich einfach umzusetzendes Beispiel für praktische Solidarität.

Als Ausgleich zum Fußballspiel gab es Angebote für alle, die sich entspannen wollten: Slackline zum Balancieren, Tischtennis oder Basketball werfen. Kreative konnten sich an einer großen Folie austoben, die im Laufe des Tages mit verschiedenen Parolen und Farbmalereien gestaltet wurde.

Solidarität mit inhaftierten Antifaschist*innen

Natürlich beschränkt sich Antifaschismus nicht nur auf das Fußballspielen, sondern erfordert immer wieder praktische und oft unbequeme Aktionen, die dem staatlichen Establishment missfallen. Deshalb sitzen auch aktuell mehrere Antifaschist*innen in Haft. Besonders betroffen ist Maja, die wegen angeblicher Angriffe auf Neonazis rund um den sogenannten „Tag der Ehre“ – einem jährlichen Neonazi-Aufmarsch in Budapest, bei dem regelmäßig Andersdenkende von Rechtsextremen angegriffen werden – in Ungarn in Haft sitzt. Auch in Deutschland sind derzeit einige Aktivist*innen inhaftiert. Während des Turniers wurden immer wieder Parolen gerufen und die Freilassung der Gefangenen gefordert, um ein deutliches Zeichen der Solidarität zu setzen.

Fazit

Das antifaschistische Fußballturnier in Stuttgart-Ost zeigt: Gemeinsam aktiv sein, Spaß haben und sich solidarisch für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen, geht Hand in Hand. Es ist mehr als ein Sport-Event – es ist ein Zeichen gegen Rassismus, gegen Faschismus und für eine solidarische Gesellschaft. Daran gilt es anzuknüpfen.

Ausblick: Auf ein nächstes gemeinsames Turnier

Nach Regen im letzten Jahr und einer Hitzeschlacht in diesem sind wir gespannt, welches Wetter uns beim nächsten antifaschistischen Fußballturnier in Stuttgart-Ost begeistern wird. Wenn wir im nächsten Jahr in die dritte Runde gehen, hoffen wir, viele der diesjährigen Teilnehmer*innen wiederzusehen – und all jene, denen jetzt erst bewusst wird, was sie verpasst haben –, um gemeinsam solidarisch und mit viel Freude auf dem Bolzplatz zusammenzukommen.