Gemeinsam für das Ende der Bescheidenheit!

Gemeinsam für das Ende der Bescheidenheit!

10. Februar 2025 Aus Von organisierte autonomie Stuttgart

Am 8. März 2025 auf die Straße gegen Patriarchat und Kapitalismus!

Wenn wir eines aus dem letzten Jahr gelernt haben, dann, dass der Kampf gegen patriarchale Unterdrückung so wichtig ist, wie nie zuvor. Gewalt gegen Frauen* ist weiterhin Alltag und die Bewertung weiblicher Körper durch Männer ist omnipräsent. Sei es durch sexistische Anmachen und Sprüche auf der Straße, digitale sexualisierte Gewalt, sexuelle Belästigung und Übergriffe, Vergewaltigung, bis hin zu Femiziden, der Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. In Deutschland gab es letztes Jahr fast täglich einen Femizid. Auch weltweit zeigt sich, wie wichtig der Kampf gegen patriarchale Unterdrückung ist. In den USA wurde Trump wieder gewählt, wodurch weitere Verschlechterungen für Frauen und queere Menschen zu erwarten sind. In Afghanistan sollen Fenster in von Frauen genutzten Räumen zugemauert werden, im Iran werden Frauen nach wie vor extrem unterdrückt und klein gehalten und letztes Jahr kam heraus, dass ein Mann in Südfrankreich seine Ehefrau Gisele Pelicot über mehrere Jahre lang zur Vergewaltigung über das Internet anbot. Gisele Pelicot wehrte sich öffentlich und löste damit eine große Bewegung aus, die sich gegen Gewalt gegen Frauen aussprach.

Auch bei einem Blick auf die familien- und arbeitspolitischen Strukturen in unseren hiesigen kapitalistischen und patriarchalen Verhältnissen wird schnell klar, dass diese für die Frauen aus der Arbeit*innenklasse nicht viel bereit halten. So scheinen Kreissäle heutzutage fast Zeitmaschinen zu sein, die Paare gefühlt in die 50er Jahre zurück katapultieren und diese sich in traditionellen Geschlechterrollen wieder finden, auch wenn sie davor eine gleichberechtigte Partnerschaft geführt haben. Die ökonomischen Verhältnisse im Kapitalismus, die unser Leben diktieren, basieren auf Verwertungslogik, Profitmaximierung, Ausbeutung und Unterdrückung und werden die aktuellen Zustände weiter verschärfen. Verwoben mit einem seit tausenden von Jahren andauernden Patriarchat, das die nötige Ideologie liefert, die Frauen klein hält und ihnen eintrichtert, sich bescheiden zu geben und zu lernen, mit wenig zufrieden zu sein. Somit sind Entscheidungen rund um Familie, Kinder und Lebensgestaltung von ökonomischen Zwängen diktiert, die Frauen aufgrund des Gender Pay Gap und der Beschäftigung in weiblich konnotierten Berufen im Niedriglohnsektor oftmals in finanzielle Abhängigkeiten von ihren Männern treiben. Die Tatsache, dass die unbezahlten Haus- und Fürsorgearbeiten immer noch zum Großteil von Frauen getragen werden, lässt sich aus den gesellschaftlichen Verhältnissen ableiten. Diese Zwänge müssen wir entlarven und bekämpfen. Zusätzlich müssen die Kämpfe zu Hause im Privaten geführt und ausgehandelt werden, gerade wenn es um Themen wie Erziehung und Versorgung von Kindern, sowie die Aufgabenteilung im Haushalt geht.

Schauen wir auf die aktuelle bürgerliche Politik, müssen wir feststellen, dass uns Errungenschaften, die Frauen vor uns hart erkämpft haben, wieder weggenommen werden sollen und gerade im Sozialen gespart wird. An öffentlichen Fürsorgeeinrichtungen wie Kindertagesstätten und Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen wird gespart und es wird nicht mehr weiter investiert. Hieraus resultiert eine schlechte und immer unzuverlässigere öffentliche Kinderbetreuung, Personalnotstand mit völlig überlasteten Erzieher*innen. Eine unzureichende Bezahlung in diesen Sparten ist der Normalzustand. Es ist selbstredend, dass dies auf dem Rücken der Frauen ausgetragen wird, die überwiegend in den Einrichtungen der öffentlichen Fürsorge arbeiten oder dies dann zu Hause unbezahlt ausgleichen müssen.

Auf leere Versprechungen von Staat und Parlament und den hiesigen Parteien können wir uns dabei nicht verlassen. So hat man gesehen, dass die Ampel außer einigen Zugeständnissen und der Abschaffung des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche nichts weiter erreicht hat. Die Zukunft mit einer konservativen, rückwärtsgewandten Partei wie der CDU und einer immer stärker werdenden AfD lässt weitere Verschlechterungen sicher vorhersagen.

Das lassen wir nicht zu und dem müssen wir entgegen halten! Wir wollen sogar noch viele Schritte in Richtung einer solidarischen Gesellschaft weiter gehen. Wir wollen eine Gesellschaft erkämpfen, in der Reproduktionsarbeit vergesellschaftet und verkollektiviert und somit von allen getragen wird und gemeinsame Entscheidungen getroffen werden, fernab von kapitalistischer Zurichtung und patriarchaler Unterdrückung. Die Bedürfnisversorgung von Menschen darf nicht mehr auf dem Rücken von Frauen getragen werden, die weit über ihre Grenzen gezwungen werden und daran zerbrechen. Es muss endlich Schluss sein, dass Gewalt gegen Frauen zu unserem Alltag gehört, Frauen geschlagen und getötet werden. Schwangerschaftsabbrüche dürfen nicht mehr im Strafgesetzbuch geregelt sein, sondern müssen zur Gesundheitsversorgung gehören.

Wir beobachten die Tendenz, dass heutzutage viele feministische Kämpfe im Kleinen individuell geführt werden, was erste Schritte der Gegenwehr sind, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Wir denken aber, dass es nicht zielführend ist, sich an einzelnen Männern und ihrem patriarchalen Verhalten abzuarbeiten. Damit sollten wir uns nicht zufrieden geben, sondern uns dafür einsetzen, dass das große Ganze sowohl politisch als auch ökonomisch verändert wird.

Gemeinsam und in Solidarität können wir es angehen. Wir Frauen haben die politische Macht, die Welt zu verändern, also lasst uns aus den vereinzelten Kämpfen zu Hause heraustreten und als Klasse kämpfen. Ob am Arbeitsplatz, in Klassenzimmern, in Unis, in Bars, in Bahnen, in Partnerschaften, an Esstischen und in WG-Zimmern, im Stadtteil und am 08. März: zeigen wir, dass wir viele sind und dass wir eine andere Welt anstreben. Eine Welt jenseits von kapitalistischer Verwertungslogik, Unterdrückung und Ausbeutung und jenseits von patriarchaler Unterdrückung, die uns hinterher pfeift, uns schlägt, die uns begrapscht, uns klein hält, die uns die Welt erklärt, an uns zweifeln lässt, uns bis zur Erschöpfung den Großteil der Fürsorgearbeit alleine ausführen lässt, uns mit Glück ab und zu mal im Haushalt „hilft“, zusätzlich noch in unterbezahlten prekären Jobs arbeiten lässt, die uns ein geringes Ansehen genießen lässt, und uns jegliche Luft zum Atmen nimmt. Das ist ein langwieriger Kampf, Schritt für Schritt, Jahr für Jahr. Aber diesen Kampf werden wir auf uns nehmen, denn wir haben nichts zu verlieren, nur eine ganze Welt zu gewinnen.

Für das Ende der Bescheidenheit!

Für eine Welt jenseits von kapitalistischer Ausbeutung und patriarchaler Unterdrückung!


* Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/oder von der Gesellschaft als Frau gelesen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen.